Melanie Besca
Sprachheilpädagogische Unterstützung bei Kindern mit selektivem Mutismus
Kinder und Jugendliche, die konsequent in Schule und Kita schweigen, stellen pädagogische Fachkräfte Lehrkräfte und Sprachheilpädagoginnen immer wieder vor besondere Herausforderungen. Im folgenden Beitrag werden ausgewählte Möglichkeiten der Diagnostik, Beratung und Kooperation bei selektiv mutistischen Kindern und Jugendlichen dargestellt, konkrete Vorschläge für die Gestaltung eines sprachheilpädagogischen Unterrichts (allgemeines Klassenmanagement, soziale Partizipation und alternative Beteiligung am Unterricht) sowie Vorschläge zur Planung spontaner und gezielter Sprachanlässe und zur Förderung kommunikativer Fähigkeiten gegeben. Übergeordnetes Ziel ist es, dem Kind oder Jugendlichen ein möglichst optimales Lernumfeld zu bieten und dem Bildungsauftrag gerecht zu werden, die mündliche Kommunikationskompetenz des Kindes/Jugendlichen zu entwickeln, um sich mit anderen verständigen und die eigene Identität bilden zu können. | |
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Margit Berg
Erweiterung des Satzverständnisses im Unterricht: Mit Grimm’schen Märchen zum Verständnis der Topikalisierung. und der Temporalsätze
Zu den Aufgaben des sprachheilpädagogischenUnterrichts gehört es einerseits, den Unterrichtsstoff so zuvermitteln, dass die Schu?lerinnen und Schu?ler diesen trotz vorhandenersprachlicher Einschränkungen verarbeiten können und diedamit verbundenen Kompetenzen erwerben. Andererseits ist aucheine Erweiterung sprachlicher Kompetenzen anzustreben. Auf› der Ebene des Satzverständnisses liegt der Fokus jedoch bislangvorrangig auf der Vereinfachung. Der folgende Beitrag nimmt dieNotwendigkeit und Möglichkeit der Kompetenzerweiterung imBereich des Satzverstehens in den Blick und thematisiert diese amBeispiel zweier Grimm’scher Märchen. |  |
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Franziska Schneiderbanger
„Plus - Wenn etwas dazugegeben wird“ - Die Sprache mathematischer Zeichen von Anfang an verstehen
„Plus, das heißt, du gibst etwas dazu“. So oder so ähnlich lautet eine „kindliche Übersetzung“ des mathematischen Symbols +. Um dies zu erfassen, bedarf es nicht nur der Kenntnis des Symbols, sondern auch des entsprechenden sprachlichen Wissens, um das Symbol in seine sprachliche Bedeutung übersetzen zu können. Diese notwendige Transformation erfordert eine Sprachkompetenz, die in ihrer Bedeutung in den letzten Jahren auch für den Mathematikunterricht zunehmend in den Fokus gerückt ist. Besonders für sprachentwicklungsgestörte Kinder bestehen im Mathematikunterricht zahlreiche sprachliche Hürden. Diese müssen identifiziert und mit entsprechenden sprachheilpädagogischen Maßnahmen präventiv angegangen werden, um ein gleichberechtigtes Lernen zu ermöglichen. Das Medium Sandkasten stellt in dieser Hinsicht eine geeignete Methode für den Bereich des Sachrechnens dar. Einerseits bietet der Aufbau einer Themenlandschaft die Möglichkeit für eine intensive Wortschatzarbeit. Andererseits können dargestellte Figuren im Sinne mathematischer Aufgaben handlungsbegleitend verändert und dann in entsprechende mathematische Fachsprache übersetzt werden. Neben der hohen Motivation werden so mathematische Vorgänge auf Ebene der Alltagssprache, Bildungssprache und Fachsprache für die Kinder erfahrbar und verständlich. |  |
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Aileen Dörge
Wortschatzarbeit im Kunstunterricht
Lehrerin: „Was ist denn eigentliche eine Linie?“Schüler: „So ein längliches Ding.“Schulkinder stehen im Unterricht tagtäglich vor unzähligen sprachlichen Herausforderungen. Lexikalisches Wissen, als Teil der Sprachkompetenz, ist essentiell für die Bewältigung des Schulalltags, da bei der Vermittlung neuer Lern- und Bildungsinhalte in beinahe allen Fächern neue Wörter erworben, verstanden und angewendet werden müssen. Doch nicht jedem Kind gelingt der Wortschatzerwerb problemlos. Auch der Kunstunterricht fordert eine Fachsprache, die aufgrund der Verknüpfung von Sprache und Gestaltung sowie der Bildbetrachtung präzise verwendet werden muss. Der Kunstunterricht bietet aufgrund seines motivierenden Charakters aber auch den Vorteil, eine sprachliche Förderung nahezu spielerisch umzusetzen. Weiterhin sind zahlreiche Wortfelder nicht rein kunstspezifisch, sondern weisen eine fächerübergreifende Bedeutsamkeit auf, wodurch eine Alltagsrelevanz für die Kinder deutlich wird und gleichzeitig an deren Vorwissen angeknüpft werden kann. |  |
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Nicola Eisen
„Wir sprechen über Glück“ - eine sprachheilpädagogische Ethikstunde zum Thema Glück und der Förderung komplexer Syntax
Im Rahmen des sprachheilpädagogischen Unterrichts sollte eine Lehrkraft bei der Planung einer Unterrichtsstunde sowohl die Vermittlung der schulischen Lern- und Bildungsinhalte als auch unterrichtsintegrierte Fördermaßnahmen in Bezug auf sprachliche Ziele berücksichtigen. Beide Aspekte werden in der dargestellten Ethikstunde zum Thema Glück vereint. Bei dem Wort Glück handelt es sich um einen recht komplexen Begriff, mit welchem sich die Lehrperson im Vorfeld sorgfältig auseinandersetzen sollte. Um die Schüler*innen bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Glücksbegriff zu unterstützen, wird auf unterschiedliche sprachheilpädagogische Maßnahmen zurückgegriffen. Es kommt eine sprachheilpädagogische akzentuierte Lehrersprache zum Einsatz, wobei die Wortschatzarbeit als Unterrichtsprinzip besondere Berücksichtigung findet. Außerdem wird mit differenzierten, von der Lehrkraft unter Berücksichtigung von Kriterien der sprachlichen Optimierung verfassten Texten gearbeitet. Neben Maßnahmen, die auf das inhaltliche Verständnis des Lerngegenstandes abzielen, wird in dieser Stunde durch den Einsatz der Prinzipien der Kontextoptimierung die Verbendstellung im subordinierten Nebensatz als konkretes grammatisches Ziel fokussiert. Durch die Verknüpfung verschiedener Fördermaßnahmen entsteht eine sprachheilpädagogisch akzentuierte Ethikstunde zum Thema Glück, in die Maßnahmen zur Förderung im Bereich der komplexen Syntax integriert werden. |  |
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Ellen Bastians
Edu-Breakouts mit integrierten Sprachförderkonzepten
Im Zuge der zunehmenden Digitalität in der Schule steht die Frage im Raum, wie sprachliche Förderung sinnvoll an die entsprechende Schülerschaft gelangen kann (Bastians 2021), Reber/Wildegger-Lack 2021, Schulz et. al 2021). Konzeptionell bietet die Idee des Edu-Breakouts vielversprechende Ansatzmöglichkeiten, sowohl analoge als auch digitale Aufgabenformate an die eigene Schülerschaft anzupassen (Knoblauch 2021, Schwarz 2021, Sambeth/Hennig 2022). Dies sollte im Bereich der Sprachheilpädagogik, insbesondere auch in inklusiven Lernsettings, idealerweise mit entsprechenden Förderkonzepten kombiniert werden. Hier bietet es sich an, sprachheilpädagogisch wirksame Unterstützungsangebote in die Materialien hinsichtlich der Lesesinnentnahme einzuarbeiten. Dies kann mit textoptimierten Aufgabenstellungen (Bastians 2018 a) sowie Lesetexten (Bastians 2020) gelingen. Aber auch Aufgaben, die die Aufmerksamkeit auf morphologische Gesichtspunkte der Wörter lenken, können eingebaut werden, insbesondere wenn damit das schuleigene Sprachförderkonzept des Fach-/Wortschatz-Lernstrategie-Trainings (FWLT) (Bastians 2018 b) schon in einigen Aspekten eingeführt werden kann. Auch Die Begleitkommunikation kann man bewusst unter pragmatisch-kommunikativen Fördergesichtspunkten (Achhammer et al. 2016) gestalten, wenn man Lernende mit entsprechendem Förderbedarf unter den Teilnehmern hat. Sprachliche Förderziele: Pragmatisch-kommunikative Sprachkompetenz, Schriftsprachkompetenz Alterstufe: ab Klasse 4 bis Sek. II |  |