Jürgen Kohler
Die Entwicklung der Logopädie/Sprachtherapie und ihrer Forschung aus einer wissenschaftshistorischen Perspektive
Zu Beginn wird der zentrale Begriff des Paradigmas aus der wissenschaftshistorischen Perspektive von Thomas S. Kuhn erläutert. Anschließend werden drei in der Logopädie/Sprachtherapie formulierte Paradigmensysteme skizziert. Der Hauptteil beschäftigt sich mit der theoretischen Übertragung auf und damit einer einhergehenden Diskussion über die zentralen Aussagen Kuhns zur Entwicklung von Forschung und Praxis der Sprachtherapie/Logopädie. Dabei wird der Fokus auf die sozialpsychologische Bedeutung eines Paradigmas gelegt. Zum Abschluss wird die Digitalisierung in ihrem Potenzial eines zukünftigen Paradigmas in der Logopädie/Sprachtherapie angedeutet.
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Andreas Mayer, Andreas Mayer, Angelika Bauer, Andreas Mayer
Unterstützungsmaßnahmen bei Kommunikationsblockaden für pragmatisch auffällige Schüler*innen
Traditionelle sprachtherapeutische Methoden auf den Ebenen der Aussprache, des Wortschatzes und der Grammatik können erst dann als effektiv interpretiert werden, wenn formalsprachliche Fortschritte auch zu einer erfolgreicheren Kommunikation und sprachlichen Interaktionsfähigkeit sowie zu einer verbesserten sozialen Integration und Partizipation führen. Die Pragmatik beschreibt die Fähigkeiten, formalsprachliches Wissen so einsetzen zu können, um situations- und kontextangemessen handeln und kommunizieren zu können. Im vorliegenden Beitrag wird im ersten Teil auf wesentliche Basiskompetenzen für eine erfolgreiche pragmatische Entwicklung sowie Teilkomponenten situationsangemessenen sprachlichen Handelns eingegangen. Aufgrund der hohen Prävalenz an Schüler*innen mit pragmatischen Schwierigkeiten werden im praxisorientierten zweiten Teil Unterstützungsmöglichkeiten beschrieben, die auf die Überwindung von Kommunikationsblockaden abzielen und im schulischen Kontext eingesetzt werden können.
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Miriam Abel, Kristina Jonas
Unterrichtsintegrierte Diagnostik im Förderschwerpunkt Sprache – ein Überblick
Diagnostik bildet eine zentrale Grundlage schulischer Inklusion und präventiver Fördermaßnahmen und gilt als wesentliche Kernkompetenz von Sonderpädagogen. Häufig erfolgt Diagnostik jedoch erst bei manifesten Beeinträchtigungen („Wait-to-fail-Problem“), wodurch eine rechtzeitige Förderung erschwert wird. Ziel einer wirksamen Diagnostik ist es daher, frühzeitig individuelle Stärken und Schwächen zu erfassen, um Fördermaßnahmen einzuleiten und Teilhabechancen für alle Schüler zu verbessern. Besondere Bedeutung kommt der Diagnostik bei Kindern mit sprachlich-kommunikativen Beeinträchtigungen (KUSK) zu, da sprachliche Fähigkeiten zentral für schulisches Lernen und gesellschaftliche Teilhabe sind. Einschränkungen in diesem Bereich können sowohl den Bildungserfolg als auch die soziale Integration der Kinder erheblich beeinträchtigen. Der unterrichtsintegrierten Prozessdiagnostik wird (im Gegensatz zur summativen Evaluation als Statusdiagnostik zur Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs) das Potenzial zugeschrieben, durch eine kontinuierliche Beobachtung und gezielte Erfassung sprachlich-kommunikativer Fähigkeiten im Unterricht Lernbarrieren frühzeitig zu erkennen und Fördermaßnahmen präventiv zu gestalten. Mit praxisnahen Ansätzen wie dem Rügener Inklusionsmodell, fachbezogenen bzw. übergreifenden Kompetenzrastern sowie ersten digitalen Plattformen zur Lernverlaufsdiagnostik, lassen sich erste prozessdiagnostische Ansätze erkennen, die die Teilhabe und Bildung von KUSK unterstützen können.
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Maximilian Hamann, Tamara Klöck
Wortschatzarbeit digital: Interaktive Videos als therapieerweiterndes Element im Vorschulalter auf Basis des Wortschatzsammlers
Lexikalische Störungen treten insbesondere im Kontext von Sprachentwicklungsstörungen (SES) auf und lassen sich als Beeinträchtigungen im Lexikoninventar (Wortschatz und Wortschatzzusammensetzung), im semantischen Lexikon (Bedeutungsaufbau und Beziehungslogik der Bedeutungen), im Wortformlexikon (phonologische Repräsentation) sowie als lexikalische Zugriffsstörungen (Wortfindung, Wortabruf und Worterkennung) definieren (Glück 2009, Rothweiler 2001). Um das bisher eher begrenzte Methodenspektrum zur Behandlung lexikalischer Störungen zu erweitern und digitale Medien in die lexikalische Therapie zu integrieren, wurden interaktive Videos erstellt (Klöck 2025), die auf dem evidenzbasierten Therapiekonzept „Wortschatzsammler“ (Motsch et al. 2022) basieren. Der vorliegende Beitrag skizziert zunächst das Störungsbild lexikalischer Störungen im Vorschulalter sowie die Konsequenzen unzureichender Wortschatzkompetenzen für Bildung, Teilhabe und die psychosoziale Entwicklung. Anschließend werden zentrale Charakteristika des Wortschatzsammlers als strategieorientiertes Basiskonzept zusammengefasst und die digitale Erweiterung durch interaktive Videos begründet. Darauf aufbauend werden deren Gestaltungsprinzipien und prototypische Einsatzszenarien vorgestellt sowie Chancen und Grenzen der Implementierung im therapeutischen und (vor-)schulischen Setting diskutiert.
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Michelle Marmann, Steffi Prof. Dr. Sachse
Sprachliche Entwicklung und Emotionsregulation im Kindesalter: Ein adaptiertes Trainingskonzept für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen im schulischen Kontext
Die enge Verknüpfung von sprachlicher Entwicklung und Emotionsregulation im Kindesalter stellt einen zentralen Entwicklungsfaktor für schulischen Erfolg und sozioemotionale Anpassung dar. Um emotional herausfordernde Situation zu meistern, müssen Emotionen erkannt, verstanden und reguliert werden können. Der aktuelle Forschungsstand verdeutlicht einen engen Zusammenhang zwischen sprachlicher Entwicklung, Emotionswissen, Emotionsregulation sowie weiteren sozial-emotionalen Kompetenzen. Insbesondere für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen besteht ein erhöhter Förderbedarf, dem bislang nur unzureichend durch adaptierte Trainingsprogramme Rechnung getragen wurde. Der vorliegende Beitrag stellt eine sprachlich und didaktisch angepasste Version eines Emotionsregulationstrainings für den schulischen Kontext vor und berichtet über Ergebnisse einer Pilotierung an einer Sprachheilschule.
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Joana Wolfsperger, Leonie Kogel, Meike Engelhardt, Dana Gaigulo, Eva König, Sarah Lanz
Teilhabe durch Unterstützte Kommunikation als institutionelle Herausforderung: Ergebnisse eines Praxisprojekts
Menschen mit komplexen Kommunikationsbedürfnissen sind auf gelingende Kommunikation angewiesen, um ihr Recht auf Teilhabe verwirklichen zu können. Diese kann jedoch nur dann gewährleistet werden, wenn sowohl die Nutzer*innen Unterstützter Kommunikation als auch ihre Interaktionspartner*innen über Zugang zu und ausreichende Kompetenzen im Umgang mit dem jeweils eingesetzten Kommunikationsmittel verfügen. Obwohl Unterstützte Kommunikation (UK) zentrale Methoden und Hilfsmittel bereitstellt, bestehen insbesondere in nachschulischen Einrichtungen wie Förderstätten oder Wohnheimen weiterhin große Emplementierungslücken von UK, sodass die Teilhabe von Menschen mit komplexen Kommunikationsbedürfnissen am Alltagsgeschehen erschwert ist. Das aktuelle Praxisprojekt der Zusatzqualifikation „Padagogik und Unterstützte Kommunikation" „P-UK 2.0“ der Lehrstühle für Sprachheilpädagogik und Pädagogik bei geistiger Behinderung einschließlich inklusiver Pädagogik der LMU München setzte sich zum Ziel, UK in einer Komplexeinrichtung für erwachsene Menschen mit Behinderung praxisorientiert und bereichsübergreifend zu implementieren. Im Fokus des vorliegenden Beitrags steht eine Teilstudie des Praxisprojekts zur Identifikation und Reduktion struktureller Gelegenheits-barrieren auf institutioneller Ebene: Basierend auf einer Bedarfsanalyse und unter Rückgriff auf das Partizipationsmodell von Beukelman/Mirenda (2013) (siehe auch Beukelman/Light 2020) wurden Maßnahmen zur Verbesserung der UK-Versorgung in der gesamten Einrichtung entwickelt, umgesetzt und evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass durch spezifische Maßnahmen erste Schritte zur nachhaltigen Verankerung von UK möglich sind, gleichzeitig jedoch ein erheblicher Entwicklungsbedarf im Hinblick auf die Etablierung von Strukturen, Ressourcenplanung, Wissensmanagement und Haltung der Mitarbeitenden bestehen bleibt. Die Studie liefert praxisnahe Handlungsempfehlungen und betont die Bedeutung institutioneller Strukturen, interdisziplinärer Zusammenarbeit und einer langfristigen Prozessbegleitung für eine erfolgreiche UK-Implementierung. Grundlage für die Ausführungen des vorliegenden Beitrags zu Kernelementen, Barrieren und Gelingensbedingungen der Implementierung Unterstützter Kommunikation ist die Abschlussarbeit der P-UK Absolventin Lanz (2024). Die empirische Bedarfsanalyse sowie die konkrete Ableitung von Implementierungsschritten und Zielen war Thema der Abschlussarbeit der P-UK Absolventinnen Kogel und König (2024).
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Lena Lingk, Dagmar Frölich, Sally Kröger
Inklusive Sprachbildung gestalten Perspektiven aus Unterstützter Kommunikation
Die sprachlich-kommunikative Vielfalt bildet eine Heterogenitätsdimension und sollte daher für inklusive Bildungsprozesse berücksichtigt werden. Neben der Wertschätzung und Einbindung der Mehrsprachigkeit gewinnt die systematische Sprachförderung im Deutschen an Bedeutung. Mit inklusiver Sprachbildung, die fachliches und sprachliches Lernen miteinander verbindet, können die sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten aller Kinder weiterentwickelt werden. In diesem Beitrag wird das Potenzial der Unterstützten Kommunikation für die inklusive Sprachbildung beschrieben. Am Beispiel der Kölner Box werden konkrete Maßnahmen für die inklusive Sprachbildung vorgestellt.
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