Tanja Ulrich
Was heißt denn „schraffieren“? Erfassung von Wortlernstrategien bei Grundschulkindern
In die Lehrpläne und Bildungsstandards für die Grundschule hat die Forderung nach der Unterstützung selbstregulierten Lernens und der Vermittlung von Lernstrategien bereits seit einigen Jahren Eingang gefunden (MSB 2021). Neben allgemeinen, fächerübergreifenden Lernstrategien, zum Beispiel zur Planung und Organisation des eigenen Lernprozesses, werden Strategien auch fächerspezifisch vermittelt (z. B. Rechen- oder Leseverständnisstrategien). Auch in sprachheilpädagogischen sowie sprachtherapeutischen Kontexten erfährt die Vermittlung von Strategien zur Förderung sprachlicher oder schriftsprachlicher Kompetenzen eine zunehmende Bedeutung (z. B. Motsch et al. 2022, Riehemann 2021, Laßmann/Ulrich 2020, Mayer/Marks 2020). Um erfassen zu können, ob und in welchem Umfang Kinder und Jugendliche bereits hilfreiche Strategien einsetzen, ob sie ggf. stattdessen von wenig zielführenden, kompensatorischen Strategien Gebrauch machen, und in welcher Situation sie welche Handlungsmöglichkeiten bevorzugen, bietet sich eine gezielte diagnostische Erfassung von Quantität und Qualität des kindlichen Strategiegebrauchs an. In diesem Beitrag werden Möglichkeiten vorgestellt, Wortlernstrategien bei Kindern im Grundschulalter erfassen zu können. | |
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Clara Schramm, Thomas Prof. Dr. Hennemann, Tanja Prof. Dr. Ulrich, Andreas Prof. Dr. Mayer
Sprachliche Fähigkeiten bei Kindern mit psychischen Auffälligkeiten (SpAu-Ki) – Vorstellung eines interdisziplinären Forschungsprojektes
Komorbiditäten zwischen sprachlichen und externalisierenden sowie internalisierenden Auffälligkeiten sind international gut belegt. Unklar bleiben u. a. die spezifischen Zusammenhänge zwischen Subkomponenten wie rezeptiven und produktiven Fähigkeiten und Symptomen einzelner Störungsbilder wie Aufmerksamkeitsdefizitstörungen oder Störungen des Sozialverhaltens. Der Beitrag stellt ein interdisziplinäres Forschungs- › projekt vor, das an der Universität zu Köln und der Universität Duisburg-Essen in Kooperation mit der LMU München durchgeführt wird und in dem Forschende aus den Förderschwerpunkten Sprache und emotional-soziale Entwicklung zusammenarbeiten. Er dient darüber hinaus auch als fachliche Grundlage für die folgenden praxisorientierten Beiträge vom III. Münchner Fachtag für Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie. | |
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Jürgen Kohler
Der dosierte Kontrollverlust als Instrument zum Umgang mit sozial-emotionalen Schwierigkeiten in der Sprachtherapie
Im vorliegenden Beitrag werden einleitend einige theoretische Ausführungen zum Begriff Kontrolle und Kontrollverlust skizziert und in Beziehung zu Sprachstörungen gebracht. Anschließend wird anhand von zwei Beispielen aus der Bezugspersonenarbeit bei Stottern und bei Aphasie das Konstrukt des dosierten Kontrollverlusts beschrieben und dessen Potential in der Beratung dargestellt. Dabei geht es im Kern um das Erlebbarmachen der Sprachstörung mit deren Auswirkungen auf sozialemotionaler Ebene für die Bezugspersonen. Im dritten Teil werden ebenfalls durch Praxisbeispiele die Möglichkeiten des dosierten Kontrollverlusts bei der Motivationsförderung in der Sprachtherapie und der Beziehungsgestaltung zwischen Klient*in und Therapeut*in illustriert. Sowohl für die Arbeit mit Bezugspersonen als auch für die Motivationsförderung und Beziehungsgestaltung werden kompakte Ablaufpläne zum Einsatz des dosierten Kontrollverlusts vorgestellt und diskutiert. Der Beitrag schließt mit einem kurzen Ausblick auf die Notwendigkeit einer empirischen Überprüfung der Technik des dosierten Kontrollverlusts. | |
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Martina Bergler
Wie Sprachtherapie bei Kindern mit besonderem Verhalten gelingen kann: Vorstellung der ganzheitlichen Arbeitsweise in der Frühförderung unter Berücksichtigung des kindlichen Systems
Im Rahmen des vorliegenden Artikels wird anhand des in der Frühförderung beachteten ganzheitlichen Ansatzes beispielhaft beschrieben, wie Sprachtherapie für Kinder mit besonderen Verhaltensweisen erfolgreich gestaltet werden kann. Die Autorinnen betonen die Notwendigkeit einer interdisziplinären Herangehensweise, um den komplexen Förderbedarf dieser Kinder zu decken, der oft mehrere Entwicklungsbereiche umfasst, einschließlich Sprache, emotional-sozialer Fähigkeiten und motorischer Entwicklung. Basierend auf dem Modell der Entwicklungszusammenhänge nach Guralnick (2011) wird verdeutlicht, dass eine effektive Therapie nicht nur die Symptome adressiert, › sondern auch das Umfeld des Kindes, einschließlich familiärer Ressourcen und der Eltern-Kind-Interaktionen, berücksichtigt. Ein Fallbeispiel verdeutlicht die praktische Anwendung dieses Modells und zeigt, wie eine integrierte Unterstützung auf verschiedenen Ebenen – von der sprachtherapeutischen Intervention bis hin zur Stärkung elterlicher Kompetenzen – zur Förderung der kindlichen Entwicklung beiträgt. Der Artikel hebt hervor, dass die Sprachtherapie dann gelingen kann, wenn durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeuten, Eltern und dem erweiterten Hilfesystem eine ganzheitliche Förderung stattfindet und so eine soziale Partizipation des Kindes ermöglicht wird. | |
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Angelika Bauer
Förderung pragmatischer Fähigkeiten im Unterricht
Kinder im Grundschulalter verfügen üblicherweise bereits über ein fundiertes Repertoire an pragmatischen Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation und Kontextverhalten. Wenn sich jedoch Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen zeigen, kann durch eine gezielte Förderung pragmatischer Fähigkeiten das Risiko wiederholter Konflikte oder gar Ablehnung durch Andere minimiert werden. Unter Berücksichtigung der jeweiligen sprachlichen Beeinträchtigung wie beispielsweise lexikalischen oder syntaktisch- morphologischen Störungen, kann im Rahmen des Unterrichts pragmatisches Wissen schrittweise vermittelt werden und das Klassenzimmer kann einen geschützten Raum für dessen Anwendung bzw. Erprobung bieten. | |
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Bernhardt Bley, Daniela Michnay-Stolz, Sabine Prepens, Joana Wolfsperger
Impulse für die Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie aus dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung: Eine interdisziplinäre Annäherung am Beispiel kindlicher Emotionen
Die Untersuchung der Komorbiditäten emotional-sozialer und sprachlicher Auffälligkeiten sowie der dabei angenommenen Wirkungszusammenhänge ist ein noch relativ junges Forschungsfeld, das noch nicht hinlänglich bearbeitet wurde. Bereits jetzt belegen jedoch zahlreiche Untersuchungen, dass ein hoher Anteil an Kindern mit Sprachentwicklungsstörung (SES) emotional-soziale Auffälligkeiten zeigt. Diese emotional-sozialen Auffälligkeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die Gesamtentwicklung betroffener Kinder, sondern können auch die sprachtherapeutische Intervention beeinflussen. Ein besseres Verständnis der emotional-sozialen Entwicklung und größere Handlungskompetenz im Umgang mit psychischen Auffälligkeiten könnten daher für Sprachheilpädagog*innen und Sprachtherapeut*innen von enormer Bedeutung sein, um im Förder- bzw. Therapiesetting beide Entwicklungsbereiche miteinander verknüpft bearbeiten zu können. Der nachfolgende Artikel fasst den Workshop „Impulse für Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie aus dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung: eine interdisziplinäre Annäherung am Beispiel kindlicher Emotionen“ des III. Münchner Fachtags Sprache des Lehrstuhls für Sprachheilpädagogik der LMU München zusammen. Ziel des Workshops war es, ausgehend von Kernprinzipien der pädagogischen Haltung des Förderschwerpunkts emotionalsoziale Entwicklung (esE) und Wissen über emotionale Schlüsselfertigkeiten, Ideen zu sammeln, wie emotional-soziale Förderinhalte in sprachtherapeutische Interventionen integriert werden können. | |
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Hildegard Kaiser-Mantel
Sprachtherapeutische Handlungsmöglichkeiten mit Unterstützter Kommunikation bei jungen Menschen mit sprachlich-kommunikativen Auffälligkeiten und besonderem Verhalten
Junge Menschen mit sprachlich-kommunikativen Auffälligkeiten und besonderem Verhalten zeigen meist kognitive und emotionale Besonderheiten sowie eine andere Wahrnehmung. Dieses besondere Verhalten bereitet den Kommunikationspartner* innen immer wieder Probleme (Elvén 2017). Viele therapeutische und pädagogische Maßnahmen greifen nicht. Eine kommunikationsorientierte Sprachtherapie braucht mehr als die klassischen sprachtherapeutischen Konzepte. Sie nutzt Methoden der Unterstützten Kommunikation und besondere Umgangsformen, um eine erfolgreiche Kommunikation für alle am Kommunikationsprozess beteiligten Personen zu ermöglichen. | |
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BSc MA Guggenberger
Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung kompetent behandeln und begleiten. Ein Überblick über verschiedene methodische Ansätze
Welche Faktoren eine nachhaltige Intervention mit Unterstützter Kommunikation (UK) im Alltag gewährleisten ist noch nicht hinreichend geklärt. Forschungsergebnisse legen nahe, dass Bedingungen im Kind selbst, in der kommunikativen Umwelt, im UK-Modus bzw. in der Kommunikationshilfe, in der angewandten Vermittlungsstrategie und im Einbezug der Bezugspersonen relevanten Einfluss auf das Gelingen der Kommunikation in der Familie haben. Auch das bio-psycho-soziale Modell der Weltgesundheits-organisation (WHO) zeigt deutlich, dass für eine erfolgreiche Kommunikation nicht nur das Kind selbst, sondern auch sein soziales Umfeld miteinbezogen werden muss. Damit Kinder im Autismus-Spektrum (AS) mit Einschränkungen der Lautsprachentwicklung zu kompetenten Kommunikator*innen werden können, sind also kompetente Kommunikationspartner*innen (KP) unabdingbar. Die pädagogisch-therapeutische Entscheidungsfindung hinsichtlich des Einsatzes alternativer Kommunikationswege wird v. a. bei › Kindern, die auf besondere Verhaltensweisen zurückgreifen, als interdisziplinäre Herausforderung erlebt. Hinzu kommt, dass der Alltagstransfer von Fachkräften und Familien als große Hürde beschrieben wird. What works for whom and why? Diese Frage treibt Praktiker* innen und Forschende auf dem Gebiet der Sprachtherapie und Kommunikationsförderung mit Familien aus dem AS um. Die Komplexität einer kompetenten und nachhaltigen Begleitung ergibt sich daraus, dass neben dem Fokus auf die Autismus-spezifischen und individuellen Voraussetzungen des Kindes auch individuell passende, wirksame Anleitungsmethoden für KP zum Einsatz kommen müssen. Nach einem Überblick über Partnerstrategien thematisiert der vorliegende Artikel , welche Begleitung KP benötigen, um UK nachhaltig zu Hause einsetzen zu können Der Beitrag hat das Ziel, einen Anstoß zu geben, eine/ein kompetente/r KP für Kinder im Autismus-Spektrum zu werden – Herausforderung angenommen! | |