Lehrkräfte müssen sich auf die vielfältigen individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler*innen mit Anspruch auf sonderpädagogische Förderung einstellen. Die Anforderungen sind dabei hoch. Fritz wirft sich ständig im Unterricht auf den Boden, Semir schiebt seinen Stuhl immer so nah an seine Mitschüler*innen, dass es Ärger gibt, und Jane möchte wiederholt aufstehen und im Klassenzimmer umhergehen, was wiederum Jonas stört.
Wie können sich z.B. diese Schülerinnen und Schüler auf Lerninhalte einlassen und davon profitieren? Wie kann ein lernförderliches Klima geschaffen werden?
Um das Verhalten und das Handeln der Schüler*innen verstehen und das Lernen unterstützen zu können, stellt dieses Buch zunächst das Embodimentkonzept und die Grundlagen der Wahrnehmungsverarbeitung in Bezug auf das Lernen ansprechend und gut verständlich dar. Weiter richtet es den Fokus auf die Sinneswahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung als Schnittstelle zwischen Umwelt, Körper und Geist. Dies bildet den Kern des Buches.
Die drei Sinne, der Tastsinn, die Tiefensensibilität und der Gleichgewichtssinn, werden nachvollziehbar und mit dem jeweiligen Einfluss auf die Entwicklungsbereiche sowie auf Fähigkeiten und Fertigkeiten dargestellt. Mögliche Abweichungen der Wahrnehmungsverarbeitung werden konkret beschrieben und in lebendige Fallbeispiele aus dem Unterricht eingebettet. Dies erleichtert die Einschätzung der eigenen Schüler*innen und letztlich den Übertrag in den Unterricht.
Zu jedem der drei oben genannten Sinne finden sich im Buch alltagsnahe Beobachtungsbögen, die besondere Merkmale veränderter Wahrnehmungsverarbeitung veranschaulichen. Mit Hilfe der Bögen und Beispiele gelingt es der Leser*in, die Herausforderungen und Übungsanlässe für ihre Schüler*innen aus Sicht der sensomotorischen Entwicklung aufzudecken und über schrittweises Vorgehen anhand von Checklisten kriteriengeleitet Methoden und Alternativen für den Unterricht zu entwickeln.
Im Anschluss an die Theorie befindet sich der Praxisteil mit übersichtlich zusammengestellten Umsetzungsmöglichkeiten.
Damit schafft dieses Buch nicht nur eine gut nachvollziehbare theoretische Grundlage im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung, sondern bietet einen direkten Übertrag in den anstehenden Unterricht. So darf Semir nun beispielsweise Lernmaterialien konsequent ertasten und Jane schafft es, sich über regelmäßige, unterrichtsbezogene Bewegungsanlässe länger auf den Unterricht einzulassen.
„Ergotherapeutin Marieke Abetini stellt grundlegende Erkenntnisse der Wahrnehmungsverarbeitung vor. Im Mittelpunkt stehen dabei der Tastsinn, die Tiefensensibilität sowie der Gleichgewichtssinn mit ihren Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und auf das Lernen. Mit den Grundzügen des Embodiment-Konzepts macht sie ebenfalls bekannt.
Es soll dabei helfen, Wahrnehmungsbesonderheiten der Schüler*innen zu erkennen und bei
der Gestaltung des Unterrichts zu berücksichtigen, etwa bei der Planung einer angemessenen Lernzeit. Vor diesem theoretischen Hintergrund gibt der abschließende Praxisteil dann Unterrichtsanregungen und zeigt mit Umsetzungsbeispielen ein sinnvolles
praktische Vorgehen beim Unterrichten, wohl von älteren Grundschüler*innen und von
Schüler*innen in den ersten Klassen der Sekundarstufe I mit sonderpädagogischem
Förderbedarf; genaue Altersangaben gibt es allerdings nicht. - Ein hilfreiches Arbeitsbuch für
Lehrer*innen mit einer entsprechenden Schüler*innen-Klientel." Reinhold Heckmann, ekz.bibliotheksservice
Die Autorin arbeitete zunächst als Ergotherapeutin in einer interdisziplinären Praxis. Um im Alltag ihrer kleinen Klienten*innen wirken und wichtige Entwicklungsschritte begleiten zu können, bildete sie sich zur Fachlehrkraft Sonderpädagogik im Förderschwerpunkt körperlich motorische Entwicklung weiter. Als Lehrkraft arbeitete sie in verschiedenen SBBZ und inklusiven Settings.
Ihr gewonnenes Wissen aus diversen Fortbildungen im Bereich der Sensorischen Integration, der Psychomotorik, zum großen Thema Autismus, Führen im Alltag nach Sonderegger und Affolter konnte sie in den schulischen Alltag einbringen und vertiefen. Durch die unterschiedlichen Lehraufträge an SBBZ und in kooperativen Organisationsformen sammelte sie vielfältige Erfahrungen, passte ihr methodisches Repertoire an und baute es aus.
Derzeit lebt die Autorin mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Reutlingen. Sie arbeitet an einem SBBZ mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und ist als Lehrbeauftragte am Seminar für Ausbildung und Weiterbildung Reutlingen tätig.
Illustrationen: Bewegschaft, Florian Failenschmid; Illustratorin: Milica Vezmar Basara