Die Bindungstheorie gilt heute als die am besten fundierte menschliche Entwicklungstheorie. Für den Erwerb von Urvertrauen in die Welt und in die Menschen, für die Entfaltung jeglicher Kompetenzen und den Erwerb von Resilienz wurde die sichere Bindung zu einer primären Bezugsperson als wichtigste Ressource erkannt. Sicher gebundene Kinder haben es bereits im Kita- und Schulalter sowohl in Bezug auf die sozio-emotionale und kognitive Kompetenz, als auch auf die Selbst- und Persönlichkeitsentwicklung gegenüber den unsicher gebundenen wesentlich leichter.
Die Klientel der Klinischen Sozialen Arbeit deckt sich allerdings weitgehend mit der Gruppe der bindungsgestört-desorganisiert gebundenen Menschen. Von Kindheit an leben sie mit einem erhöhten Risiko des Scheiterns. In der stationären Jugendhilfe finden wir kaum sicher gebundene Kinder und Jugendliche. Viele wurden früh und chronisch traumatisiert. Auch in der Psychiatrie, der Suchthilfe, der Arbeit mit Flüchtlingen, Obdachlosen und straffällig gewordenen Menschen finden sich große Anteile hochunsicher gebundener Menschen.
Gleichwohl hat die Soziale Arbeit das Bindungswissen noch nicht für sich entdeckt. Weder bei der psychosozialen Diagnostik, noch in der Alltagspraxis finden sich explizit auf bindungstheoretische Erkenntnisse gestützte Konzepte.
Mit diesem Band wollen Herausgeber und Autoren einen Anfang machen und sieben Dimensionen der Bindungsorientierung untersuchen:
- Bindungswissen für die Soziale Arbeit: Theorie und Forschungsstand
- Arbeitsbeziehung: Wie muss eine Arbeitsbeziehung beschaffen sein, die Bindungserkenntnisse berücksichtigt und nutzt?
- Leiblichkeit: Bindung ist gestützt auf analoge, präverbale Beziehungsdimensionen, die als solche erhalten bleiben und in Kommunikation bedeutendere Rollen spielen als der Inhalt des gesprochenen Wortes
- Ökonomische und politische Aspekte: Bindungsaspekte in der Sozialpolitik und ökonomischer Common Sense: Nachhaltige Beziehungs-, Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zwischen professionellen Akteuren und den Eltern rund um die Geburt „zahlen sich aus“, und bringen die größte „Rendite“ für das „Humankapital“.
- Ethisch-anthropologische Dimension: Menschen sind Bindungswesen, unser Gehirn ist für soziale Beziehungen optimiert.
- Anwendungsbereiche, Programme und Konzepte zur Bindungsförderung / bindungsorientierte Behandlungs- und Förderprogramme
Last not least: Was kann die Bindungstheorie von der Sozialen Arbeit lernen, wie kann beides heilsam im Sinne der KlientInnen verknüpft werden?
Mit Beiträgen von:
Matthias Berg, Anne Bochynek, Karl-Heinz Brisch, Jessica Carlitschek, Klaus Esser, Christina Frank, Silke Birgitta Gahleitner, Wassili Hinüber, Johannes Jungbauer, Rüdiger Kißgen, Ann-Kathrin Knüver, Paul Krappmann, Diana Kreutz, Ute Antonia Lammel, Liz Möller, Roland Schleiffer, Kerstin Stich, Joachim Söder, Sabine Trautmann-Voigt, Alexander Trost, Stephanie Weisleder
“Das Buch greift ein wichtiges Thema auf, das im Kontext der Sozialen Arbeit bisher eher eine Randerscheinung war, gleichwohl aber von großer Relevanz für gelingende Soziale Arbeit ist. Die einzelnen Beiträge spiegeln ein großes Spektrum wider und so gibt es für die unterschiedlichsten Arbeitsfelder interessante Erkenntnisse. Manche sind quasi Bestätigungen von ‘Lehrsätzen’, aber das ist auch schon eine gute Erkenntnis.
Wichtig ist, dass die Erkenntnisse des Buches über die Fachwelt hinaus auch zu den Entscheidungsträgern gelangen und dann auch ihren Niederschlag in die Systematik Sozialer Arbeit finden.
Fazit: Ein lesenswertes Buch, das an manche Selbstverständlichkeiten (zu Recht) erinnert und manche Einsichten bestätigt oder offenbart. Die Debatte innerhalb der Sozialen Arbeit, was wirkt wie, wird hierdurch bereichert und kann damit fortgeführt werden - zugunsten der Klienten.” Stefan Müller-Teusler, socialnet.de
Über den Herausgeber:
Alexander Trost, Prof. Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und für Psychosomatische Medizin, Systemischer Lehrtherapeut und Supervisor (DGSF), NLP-Master-Practitioner, TZI-Lehrbeauftragter (RCI). Seit 1990 Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Heilpädagogische Psychologie und systemische Konzepte an der Katholischen Hochschule NRW, Köln und Aachen. Langjährige Berufserfahrung in Klinik und Praxis der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Mitarbeiter eines integrativen Frühförderzentrums, Supervisor für Angehörige medizinischer, pädagogischer und psychologischer Berufe. Derzeitiger Arbeitsschwerpunkt: Bindungstheorie und Soziale Arbeit.
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